Kunstreise September 2019
Vorarlberg / James Turrell und Kunsthaus Bregenz
Seit Herbst 2018 findet sich hoch über Lech am Arlberg ein neues kulturelles Highlight: ein „Skyspace“ des kalifornischen Künstlers James Turrell. Diese Lichtinstallation in einem großteils unterirdischen Raum war am 14. und 15. September Ziel einer zweitägigen Exkursion des Kunstvereins Göppingen, der seinen Besuch gleich noch mit einer Besichtigung des Kunsthauses in Bregenz verbunden hat.
„Was, du bist in den Bergen?“ Eine solche Reaktion ernteten gleich mehrere Mitreisende, als sie Fotos an Bekannte schickten und dazuschrieben, sie seien mit dem Kunstverein unterwegs. Kultur wird nach wie vor primär mit großen Städten assoziiert. Dabei können spektakuläre Landschaftsformationen ähnlich geeignet für die Inszenierung von Kunst sein, wie es gute Museumsarchitektur ist: eine Erkenntnis, die sich in Vorarlberg schon 2010 durch setzte, als Antony Gormley hundert lebensgroße eiserne Figuren über die Hänge der Allgäuer, Lechtaler und Bregenzerwälder Alpen verteilte. Das Projekt wurde zwei Jahre später beendet, die Eisenmänner abtransportiert. Außer einem letzten verbliebenen Exemplar, das bis heute über der Kriegeralpe steht, ganz in der Nähe des Ortes, wo Turrells Werk seinen Platz gefunden hat. Um die Plastik, die sich in einsamem und unebenem Gelände befindet, aus der Nähe sehen zu können, bewies der Kunstverein, dass er dem DAV in Sachen Trittsicherheit nur wenig nachsteht – nicht ohne zuvor schon mit dem Kriegerhorn einen veritablen Zweitausender bestiegen zu haben, auf dem eine begleitende Lesung zum Thema „Kunst und Gebirge“ stattfand.
Höhepunkt war wenig später eine Führung bei Sonnenuntergang im „Skyspace“, dessen Deckenfenster freie Sicht nach draußen zuließ, während künstliche Beleuchtung in verschiedenen Farben dafür sorgte, dass der Himmel qua optische Täuschung mal heller, mal dunkler, mal blau, mal anders gefärbt erschien. Auch hier spielt die Einbindung in die umgebende Natur eine wichtige Rolle: Der Raum ist eingebaut in einen Hügel, von dem aus man durch den Eingangstunnel eine Blickachse zum Biberkopf hat, einem markanten Gipfel über dem Lechtal. Nach einem meditativen Bad im Licht, das immer wieder auch Sehgewohnheiten in Frage stellte, spazierte die Gruppe des Kunstvereins mit Taschenlampen zurück in die Zivilisation.
Ergänzt wurde das Ausflugsprogramm am nächsten Tag durch eine geführte Tour im Kunsthaus Bregenz, dessen von Peter Zumthor gestaltetes Gebäude gleichermaßen von Helligkeit und Dunkelheit geprägt ist. „Bevölkert“ werden die Räume zurzeit von den teils überlebensgroßen Figuren des Künstlers Thomas Schütte, der manchmal ebenfalls Ausflüge ins Gebiet der Architektur unternimmt: Davon zeugten vielfältige Modelle genauso wie ein im Foyer ausgestellter hölzerner Bibliotheksbau mit feuerrotem Anstrich.
Das letzte Wort hatte dann wieder die Natur in Gestalt des Bodensees, dessen Wellen die Ausflügler bei ihrem abschließenden Restaurantbesuch unentwegt vor Augen hatten.
Mehr Informationen:
Termin:
Samstag, 14. bis Sonntag, 15. September 2019
Kosten:
Übernachtung pro Person 55 € im Doppelzimmer
85 € im Einzelzimmer.
Hinzu kommen ca. 50 € für Eintritt, Führung etc. (abhängig von der genauen Teilnehmerzahl).