Sie gehört zu den altehrwürdigen Kulturinstitutionen von Stuttgart und ist doch immer ein Geheimtipp geblieben: die Villa des Bunds Bildender Künstlerinnen Württembergs (BBK). Erreichbar nur zu Fuß über die Eugenstaffel, beherbergt das versteckte Gründerzeit-Gemäuer seit 130 Jahren Ateliers für künstlerisch tätige Frauen. Der Kunstverein Göppingen hat diesem Pionierort der kulturellen Emanzipation einen Besuch gewidmet.

Durchs gekippte Fenster rauschen die Kaskaden des Galateabrunnens. Drinnen im feinen Salon sitzen die Gäste aus Göppingen, essen Butterbrezeln und hören von der Geschichte des Hauses, lebendig vorgetragen durch die Gastgeberinnen Sabine Sulz und Monika Plattner – beide selbst Künstlerinnen und im aktuellen BBK-Vorstand. Gegründet 1893 als Württembergischer Malerinnenverein, hat die Organisation, der sie angehören, ursprünglich die ersten Schritte getan, um Künstlerinnen in einer rein männerdominierten Gesellschaft einen Raum zum Arbeiten zu bieten, dazu Anerkennung, Beratung und Ausstellungsmöglichkeiten. In den Grundzügen hat sich an dieser Intention bis heute nichts geändert. Die Villa, versteckt und idyllisch zwischen hohen Bäumen am Hang gelegen, eignet sich als idealer Rückzugsort für kreative Köpfe, die sich ganz auf ihr Schaffen konzentrieren wollen.

Nach der Einführung bewegt sich die Göppinger Besuchergruppe weiter zu den Ateliers, die regelmäßig für eine gewisse Zeit an passende Kandidatinnen vergeben werden. Sabine Sulz schafft farbenfrohe Wandinstallationen aus Holzpappe und Fäden, die wirken wie verfremdete, im besten Sinn rebellisch gewordene Alltagsobjekte. Ihr enger Arbeitsraum gewinnt durch die aufgehängten Beispiele deutlich an Größe und positiver Energie. Monika Plattner ist Malerin mit Fokus auf das Thema „Mensch“. Ihre Ölgemälde oszillieren zwischen Realismus und Surrealismus. Oft geht ein beunruhigender Sog von ihnen aus, der den Blick immer wieder darauf zurücklenkt und in Betrachterinnen und Betrachtern einen leisen Schauder vor den eigenen emotionalen Abgründen hinterlässt.

Die Vielfalt der Ideen und ästhetischen Konzepte, die in der BBK-Villa ineinanderwirken, zeigt sich dann auch bei der Vernissage dreier Mitglieder, die die Gäste aus dem Göppinger Kunstverein am selben Abend noch „mitnehmen“ können – eine Veranstaltung, deren Titel dem „Kleinen Prinzen“ von Antoine de Saint-Exupéry entnommen ist: „Und alle Straßen führen zu den Menschen“. Gut möglich, dass die Straßen eine Gruppe des BBK auch bald einmal nach Göppingen führen werden, zum Gegenbesuch in einer Kunstvereinsausstellung.