Exkursion Juni 2019
Kleinplastik-Triennale in Fellbach
Tagesausflug nach Fellbach
Im Sommer 2019 findet in der Fellbacher Alten Kelter wieder die Triennale der Kleinplastik statt, ein Kunstereignis, das zuweilen auch schon als Documenta en miniature bezeichnet wurde. Der Kunstverein Göppingen hat die Werkschau besucht und im Rahmen einer Führung unter die Lupe genommen.
Was als Kleinplastik gilt, kann sehr verschieden sein. Bei großzügiger Betrachtung darf auch eine Büste, welche die ganze Ausstellung überragt und die Besucherströme von oben im Blick zu haben scheint, noch dazuzählen – so wie die Arbeit „Moonrise“ des Schweizer Künstlers Ugo Rondinone. Oder Videos, präsentiert mittels frei im Raum stehender Fernseher. Diese sind in der aktuellen Triennale sogar recht häufig zu finden, so z.B. als Medium für eine Performance der Amerikanerin Martha Rosler, die ihrem Publikum verschiedene Küchengeräte präsentiert – mit einer Miene, als wollte sie Fleischklopfer, Messer und Co. jeden Moment als Angriffswaffe einsetzen: ein ironischer Beitrag zur Frauenbewegung der 70er Jahre.
Der Gruppe des Kunstvereins, die am Abend des 27. Juni in Fellbach zu Gast war, hat speziell diese Offenheit des kuratorischen Konzepts gut gefallen. Schließlich gelingt Vielfalt nur, wo fünfe auch mal grade sein dürfen. Bei ihrer Führung durch die historische Halle, die einen spannenden Kontrast zur modernen und vor allem zeitgenössischen Kunst bildet, konnten die Kulturbegeisterten aus Göppingen zwei roten Fäden folgen, die bei der diesjährigen Triennale eine Rolle spielen: Zum einen finden sich immer wieder politische und gesellschaftskritische Werke, mit denen 2019 entsprechend der Entwicklung der Zeit besondere Akzente gesetzt werden, so etwa, wenn die Berliner Künstlerin Ayşe Erkmen eine Reihe hochästhetischer Keramikobjekte zeigt, die sich auf den zweiten Blick als stilisierte Landminen und Granaten erweisen. Zum anderen ist da das Motiv des Sammelns, Spurensuchens und Spurensicherns, das immer wieder aufscheint: sei es, dass die Relikte eines Brandes eine Umdeutung zum Kunstwerk erfahren oder dass halb zerstörte Fundstücke, die den Fukushima-Tsunami überlebt haben, nachträglich wieder ergänzt und repariert werden, ohne dadurch ihre ursprüngliche Funktion zurückzuerhalten.
Nach Abschluss des Ausflugs war den Teilnehmerinnen und Teilnehmern klar: Es gibt so viel zu sehen, dass es sich lohnt, vor Ende der Ausstellung am 29.09. noch einmal in Fellbach vorbeizuschauen.