Jahrzehntelang hat das Unternehmerehepaar Froehlich eine Kunstsammlung aufgebaut, die in der Region Stuttgart ihresgleichen sucht. Im September 2023 wird diese zum ersten Mal fast vollständig zu sehen sein – untergebracht in neuen Ausstellungsräumen, an denen derzeit noch gearbeitet wird. Der Kunstverein Göppingen hatte die exklusive Gelegenheit, nach Leinfelden-Echterdingen zu fahren und den jüngsten Kunsttempel der Gegend bereits vorab in Augenschein zu nehmen.

Noch ist das Treppenhaus mit Planen ausgelegt. Die weißen Wände dort sollen bald mit Kunst bespielt werden. Sind die Gäste aus Göppingen etwa zu früh gekommen? Als sich die Tür zu einem riesigen Saal öffnet, beantwortet sich diese Frage von selbst. Und zwar mit einem klaren Nein. Die Wände sind über und über mit großformatigen Bildern behangen, deren Erschaffer die deutsche und anglo-amerikanische Kunst des 20. Jahrhunderts geprägt haben.

Josef Froehlich, so erfährt die Besuchergruppe in einer Führung, hat sie alle persönlich gekannt: Andy Warhol, der ihn mehrfach porträtierte und dafür unbedingt Bargeld verlangte, keine Schecks, weil er gleich nach dem Treffen seine Weihnachtseinkäufe erledigen wollte. Joseph Beuys, der zu einem langjährigen Freund und Berater des Sammlerehepaars in Kunstangelegenheiten wurde. Oder Sigmar Polke, der seinen Pick-up vor den Kölner Flughafen fuhr, um Herrn Froehlich abzupassen und ihm sein neuestes Bild zum Kauf anzubieten. Auch Gerhard Richter, Damien Hirst oder Georg Baselitz – die Werke der ganz Großen stapeln sich förmlich bis zur Decke hinauf. Wollte man sich mit jedem Acrylgemälde, Objekt oder Siebdruck einzeln auseinandersetzen, hätte man locker eine Woche zu tun. Die Mitglieder des Kunstvereins, die sich zu der Tour angemeldet haben, bekommen eine Menge Hintergründe geboten, Kunsthistorisches genauso wie Anekdotisches – bevor sie erfahren, dass der große Saal noch lang nicht alles war, was es zu sehen gibt: Da ist ja auch noch der Grafikraum, in dem sich das Schauspiel von eben noch einmal fast eins zu eins wiederholt, nur mit höherem Zeichnungs- und Fotoanteil. Die Lichtinstallationen von Dan Flavin, die man gleich an mehreren Orten findet, sind erst zum Teil mit dem Stromkreislauf verbunden – ein Umstand, über den niemand so richtig traurig sein kann.

Denn am Ende ist allen klar: Die Gruppe des Kunstvereins Göppingen ist zwar die erste gewesen, die sich die neue Sammlung Froehlich anschauen durfte; doch sie wird gewiss nicht die letzte sein, die davon beeindruckt ist.